Es geht hier nicht um Alice Schwarzer, sondern darum wie eine ein Jahr alte Aussage von ihr direkt nach den Kölner Vorfällen verdreht und instrumentalisiert wird. Sieht so die Alternative zur sogenannten „Lügenpresse“ aus?
Heute Morgen, nach Frühstück und Zeitungslektüre, Facebook aufgemacht. Dabei fand ich das hier in meinem Stream:
Echt jetzt? Alice Schwarzer ist der Meinung, dass die Pegida-Demos „ein Beistand für Flüchtlinge und integrierte Muslime“ darstellen? Das musste ich mir genauer anschauen.
Ein Klick führte mich zu einem Artikel der „EPOCH Times Deutschland“. Wie üblich bei der EPOCH Times wird kein Autor genannt. Auf die Verlinkung des besprochenen – ein Jahr alten – Beitrags von Alice Schwarzer wird großzügig verzichtet. Dafür steht mitten in dem Artikel eine fett formatierte Überschrift:
Pegida-Demonstrationen seien Beistand für Flüchtlinge und integrierte Muslime, die in einer Demokratie leben möchten.
und direkt darunter:
Diese Demonstrationen hätten nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern wären im Gegenteil ein Beistand sowohl für die Flüchtlinge aus den islamistischen Ländern als auch für die 81 Prozent der integrierten Muslime und Musliminnen in Deutschland, die gerne in einer Demokratie leben möchten.
Und wie sieht das in dem Beitrag auf Alice Schwarzer’s eigener Website aus? So:
Wo also bleibt die Empörung der politischen Klasse über die Forcierung von Parallelgesellschaften mitten in Deutschland oder die Frau im Tschador mit dem verschleierten Mädchen im deutschen Baumarkt? Auch dagegen müsste demonstriert werden. Und zwar dringend! Und diese Demonstrationen hätten nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern wären im Gegenteil ein Beistand sowohl für die Flüchtlinge aus den islamistischen Ländern als auch für die 81 % der integrierten MuslimInnen in Deutschland, die gerne in einer Demokratie leben.
„Diese Demonstrationen“ bezieht sich gar nicht auf PEGIDA, sondern auf Demonstrationen die ihrer Meinung nach stattfinden müssten – ein himmelweiter Unterschied, wie ich finde. Das ändert allerdings nichts daran, dass Frau Schwarzer nun von PEGIDA und -Sympathisanten vor deren Karren gespannt wird. Auch PEGIDA Dresden greift den Artikel begeistert auf, relativiert allerdings gleich:
Nun, schauen wir uns eine Aussage von Alice doch mal an.
„Pegida-Demos seien ein Beistand für Flüchtlinge….die in Deutschland leben möchten“
Falsch Frau Schwarzer, nur tatsächliche Kriegsflüchtlinge sollen so lange Hilfe erhalten können, natürlich nur unter Einhaltung der Dublin-Regeln, bis der Fluchtgrund weggefallen ist, danach sollen sie umgehend in ihre Heimat zurückgeführt werden.
Und was hat es mit den 49% der Bevölkerung auf sich, die laut beiden Artikeln hinter den PEGIDA-Protesten stehen? Die Zahl stammt aus einer Ende 2014 durchgeführten Umfrage von YouGov im Auftrag von ZEIT Online. Die hierbei relevante Frage lautet „Haben Sie Verständnis für Demonstrationen gegen den Islamischen Staat und die ‚Islamisierung des Abendlandes‘ in deutschen Städten“? – Da ist ganz schön Interpretationsspielraum drin, wer ist denn nicht gegen den „Islamischen Staat“?
Wie repräsentativ ist diese Umfrage eigentlich? Soweit ich das verstanden habe, führt YouGov die Umfrage unter seinen „Mitgliedern“ durch. Befragt werden also lediglich Personen die sich vorher registriert haben, um an Umfragen teilzunehmen und dadurch Punkte zu sammeln welche wiederum in Sachpreise oder Bargeld umgewandelt werden können. In diesem Video wird erklärt wie Umfragen über YouGov funktionieren. Ich halte es durchaus für denkbar, dass bei diesem Thema PEGIDA-Sympathisanten eher auf die Einladung zur Umfrage reagieren als andere.
Also liebe Leute, bitte, bevor ihr einen Artikel mit „Gefällt mir“ markiert oder ihn teilt überlegt erst, ob das wirklich eine seriöse Quelle ist. Dazu gibt es auf krautreporter ein paar Tipps. Und wenn ihr einem Artikel nur im Kern zustimmt, dann überlegt Euch ob ihr ihn wirklich verbreiten wollt.
Der Artikel Man muss teilen – aber bitte nicht alles erschien zuerst auf FrankOli.de.